Gewaltprävention
Durch die Entwicklung und den Einsatz der Kinderschutzrichtlinie legt Concordia fest, dass alle Formen von Gewalt an Kindern abgelehnt werden. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor jeglicher Art von Vernachlässigung, Schädigung oder Missbrauch steht im Mittelpunkt all unserer Aktivitäten. Daher führt Concordia zahlreiche Projekte durch, die sich speziell mit dem Thema Kinderschutz befassen, wobei sie sich stets auf international etablierte Standards wie die EU-Kinderrechtsstrategie, die Europäische Kindergarantie und die UN-Kinderrechtskonvention bezieht. Unsere MitarbeiterInnen werden laufend zu dem Thema geschult und erhalten Supervision.
Der Austausch und das Voneinander lernen im Umgang mit schwierigen Situationen in der Kinder- und Jugendbetreuung wird dadurch gefördert.
Länder - und organisationsübergreifender Austausch und Fortbildungen zu Kinderschutzfragen
Mit der großzügigen Unterstützung unserer Partner führt Concordia derzeit fünf Projekte in Bulgarien, Rumänien und der Republik Moldau durch, die sich speziell auf den Kinderschutz konzentrieren.
Unser oberstes Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass es erst gar nicht zu Gewalt- und Missbrauchsfällen kommt. Damit wir unser Ziel nachhaltig erfüllen, arbeiten wir nich nur mit den Kindern sondern auch mit ihrer direkten Umgebung - Familie, Freunde, Schule, Nachbarschaft. Wir pflegen einen respektvollen Umgang mit den Eltern und unterstützen dabei, die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken.
Wo wir Missbrauch, die Missachtung der Kinderrechte und des Kindeswohls feststellen müssen, sind wir gemäß unserer Kinderschutzrichtlinie dazu verpflichtet, dies den Behörden zu melden und für den Schutz der Betroffenen zu sorgen. Wir setzen auf eine Reihe von präventiven Maßnahmen, um Strukturen, die Gewalt begünstigen, aufzubrechen und missbräuchliches Verhalten im Umgang mit Kindern bewusst zu machen.
Kinderschutzbeauftragte CONCORDIA International, Martina Raytchinova
2021 veröffentlichte UNICEF Bulgarien einen detaillierten Bericht zu Kindesmissbrauch. Es handelt sich um die erste umfassende Studie dieser Art für Bulgarien, da sie die Erhebung von Daten über alle Formen von Gewalt gegen Kinder in verschiedenen Umfeldern sowie eine gründliche Bewertung der Fähigkeit der zuständigen Dienste zur Bekämpfung dieses Phänomens umfasst. Die Ergebnisse schockieren: Jedes zweite Kind (47 %) bis zum Alter von 18 Jahren hat in irgendeiner Form Gewalt erlebt.
Dieselbe Situation erleben auch die Kinder in Rumänien. Emotionaler Missbrauch ist die häufigste Form (45,9 %), gefolgt von körperlichem Missbrauch (31,2 %), sexuellem Missbrauch (15,6 %) und Vernachlässigung (10,5 %). Am häufigsten tritt die Gewalt unter Kindern in der Schule auf (38,3 %), gefolgt von Gewalt in der Gemeinde (37,6 %) und zu Hause (30,9 %). Eines von drei Kindern (34,8 %) gab an, sich zu Hause, in der Schule oder in der Gemeinde unsicher zu fühlen. (vgl. Childhub-Bericht)
In der Republik Moldau ist ein zuverlässiger Zugang zu Informationen nach wie vor sehr begrenzt. Verschiedene Studien zeigen, dass körperliche Erziehungsmaßnahmen und Gewalt immer noch sehr häufig vorkommen. Im Jahr 2019 wurden 11 000 Vorfälle von Missbrauch oder Gewalt gegen Kinder gemeldet: 1400 Fälle von Kindesmissbrauch wurden bei der Polizei registriert, darunter mehr als 300 Fälle von sexuellem Missbrauch. (Quelle hier)
Im Kosovo ist die Situation nicht besser - 17 % der Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren sind von Kinderarbeit betroffen, bei Roma-, Ashkali und ägyptischen Kindern – 22%. 61 % der Kinder im Alter von 1 bis 14 Jahren haben mindestens eine Form der psychischen oder physischen Bestrafung durch Haushaltsmitglieder erfahren.(Quelle hier)
Selbst in Österreich werden jährlich über 10 000 minderjährige Gewalt- und Missbrauchsopfer betreut, obwohl seit 30 Jahren ein gesetzliches Gewaltverbot in der Erziehung verankert ist. (Mehr zu Gewalt an Kindern in Österreich)
Corona hat zu einer Zunahme an häuslicher Gewalt geführt. Für Kinder und Jugendliche ist es während der Pandemie und den damit verbundenen Lockdown noch schwieriger, sich an Vertrauenspersonen außerhalb der Familie zu wenden.