#concordiageschichten: Die Geschichte von Lucica
Sie wusste, dass viele Kinder von der Straße kamen und keine Hygieneregeln kannten. Sie wusste auch, dass diese Kinder unterernährt waren, weil sie nur dann aßen, wenn es etwas zu essen gab.
Vor 19 Jahren stieß eine junge Krankenschwester auf eine Stellenanzeige von Concordia Sozialprojekte, in der eine Position für die „Farm der Kinder“ in Aricestii ausgeschrieben war. Lucica Călin hatte gerade ihre berufliche Laufbahn begonnen und bereits in einer Apotheke eines örtlichen Krankenhauses gearbeitet. Aber sie war unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation. Sie wollte lieber eine Aufgabe, wo sie sich weniger um körperliches Leid kümmern musste, sondern mehr um gesundheitliche Prävention. Sie bewarb sich und bestand den medizinischen Einstellungstest bei Concordia mit Bravour.
Lucica war 25 Jahre alt, als sie bei Concordia ihre berufliche Laufbahn begann. Heute ist sie eine der ältesten Mitarbeiterinnen von Concordia und hat bereits mit Dutzenden von Kindern zusammengearbeitet. Bevor Lucica begann, war ihr Mann bereits ehrenamtlich als Nachtpädagoge in einem der Häuser der „Farm der Kinder“ tätig. Daher kannte sie zahlreiche Geschichten über die Kinder.
Zum Beispiel wusste sie, dass viele der auf der Farm lebenden Kinder von der Straße geholt wurden und überhaupt kein Wissen über Hygieneregeln hatten. Sie wusste auch, dass diese Kinder unterernährt waren, weil sie nur dann aßen, wenn es etwas zu essen gab. Ihr Mann hatte ihr auch erzählt, die Kinder hätten eine so enge Beziehung zu den ErzieherInnen, dass sie sie "Mama" und "Papa" ansprachen.
Lucicas erster Arbeitstag bei Concordia war eine überwältigende Erfahrung: War sie zuvor noch den ganzen Arbeitstag für die Versorgung von Erwachsenen zuständig, kümmerte sie sich nun um knapp 80 Kindern, die ohne Eltern auf der Farm lebten.
Von einem Tag zum anderen war sie nicht nur Krankenschwester, sondern auch Mutter und Freundin ihrer kleinen „Patienten“.
„Ich staunte, wie viele Kinder auf der Farm lebten. Ich wusste ja schon vorher, dass es viele dort gab, aber als ich am ersten Tag 75 zählte, bekam ich Angst. Ich musste mir alle Namen merken und die gesundheitlichen Probleme aller Kinder erlernen. Außerdem gab es viele Häuser. Ich war an meinem ersten Tag hier etwas verwirrt. Die ersten zwei Wochen habe ich jeden Tag mit einer Kollegin verbracht, um so viel wie möglich zu lernen.“
Ihre Arbeit war schwierig. Lucica war nicht nur für die Gesundheit der Kinder verantwortlich, sondern musste auch die Häuser putzen und das Essen für die Kinder zubereiten. Aber Schritt für Schritt gewöhnte sie sich an alles, erlangte zunehmend das notwendige Geschick bei der Ausführung ihrer täglichen Aufgaben und wurde immer selbstbewusster.
Im Laufe der Jahre erfuhr sie von allen Kindern die traurigen Geschichten, die sie vor dem Leben auf der Farm erlitten. Sie entwickelte eine enge Bindung zu jedem einzelnen Kind und blieb auch mit jenen in Kontakt, welche die Farm bereits verlassen hatten und danach entweder in den Zentren von Concordia in Bukarest und Ploiesti lebten oder sogar ein eigenständiges Leben führen konnten.
Heute kümmert sich Lucica um die Gesundheit und gesunde Ernährung von insgesamt 22 Kindern, die in drei Familienhäusern leben. Täglich besucht sie jedes Haus und stellt sicher, dass alle Hygienevorschriften eingehalten werden, der allgemeine Ernährungsplan und spezielle Diäten sorgfältig befolgt werden und dass jene Kinder, die Medikamente einnehmen müssen, ihre Medikamente auch wirklich einnehmen. Sie bringt die Kinder zu Arztterminen und sorgt dafür, dass die Kinder geimpft werden.
Am wichtigsten ist für Lucica aber, für die Kinder da zu sein, wenn die Kinder ihre Mütter vermissen.
In diesen wichtigen Momenten ist Lucica da und gibt ihren kleinen Schützlingen Kraft und Mut. In den fast zwei Jahrzehnten bei Concordia hatte Lucica immer das Gefühl, genau dort zu sein, wo sie am meisten gebraucht wurde. Die Kinder wären wie ihre zweite Familie. Deshalb war es ihr auch wichtig, nur ihren Job zu erledigen, sondern auch um die emotionale Entwicklung der Kinder zu kümmern.
Wenn sie mit den Kindern auf der Farm Thymian erntet, diskutiert sie mit den Kindern, wie wichtig die Reduktion von Süßigkeiten in der täglichen Ernährung ist. Oder sie erklärt die Bedeutung der Mundhygiene für gesunde Zähne. Oft nutzt sie die Bastelstunden mit den Kindern, um mit den Kindern über Familie, Freundschaft, Respekt und Verantwortung zu sprechen.
Aber Lucica hat in dieser Zeit bei Concordia auch viel gelernt. Sie sammelte viel medizinisches Wissen von den Ärzten, mit denen sie für die medizinische Versorgung der Kinder zusammengearbeitet hatte. Auf der anderen Seite haben ihr die Kinder die Bedeutung der Familie näher gebracht. Sie findet es erstaunlich, dass Kinder, egal wie gut die Bedingungen in Concordia-Häusern sind, immer von ihren Familien angezogen werden und so oft wie möglich nach Hause wollen, auch wenn dies bedeutet, dass sie in Häusern ohne richtige Betten und Heizung schlafen müssen.
Sie lieben und vermissen ihre Familie, egal was passiert.
All diese Informationen ließen Lucica ihre Familie noch mehr schätzen und als Mutter mehr darauf achten, wie sie auf die Bedürfnisse ihrer Kinder reagiert.
Concordia Sozialprojekte ist stolz auf sein großartiges Team von MitarbeiterInnen und Freiwilligen, mit denen die Organisation in 30 Jahren eine Vielzahl von Projekten und Unterstützungen umsetzen konnte. Gemeinsam arbeiten wir an unser Mission: Wir helfen arme Familien bei der Betreuung ihrer Kinder. Wir bieten so vielen schutzbedürftigen Kindern und Jugendlichen wie nur möglich Zugang zu Bildung und die Voraussetzungen für ein unabhängiges Leben – für den Weg aus der Armut.
Unterstützen Sie uns, damit wir Kindern aus der Armut führen. Jeder Beitrag zählt!