Seit 365 Tagen herrscht Ausnahmezustand in der Ukraine. Viele Menschen sind geflohen, viele leben mit der Angst, dass jederzeit etwas Schreckliches passieren könnte, viele warten in sicherem Abstand auf den ersehnten Frieden in der Heimat.
Als Hilfsorganisation, die in den Nachbarländern der Ukraine tätig ist, waren wir von Anfang an da um zu helfen. Wir haben Geflüchtete an der Grenze in Moldau empfangen, sie mit Essen und Schlafplätzen versorgt, langfristige Unterkünfte organisiert und unterstützt wo immer es uns möglich war. Nun sind wir alle ein Jahr älter und stolz auf die Hilfsprojekte die wir für geflüchtete Kinder und Eltern so schnell auf die Beine gestellt haben.
Was haben wir im letzten Jahr geschafft?
Neben unseren regulären Projekten für Kinder in Armut, haben wir in unseren Projektländern in Osteuropa:
- Geflüchtete an der Grenze zu Moldau empfangen
- Unterkünfte für Kinder und ihre Mütter organisiert
- Unzählige Lebensmittelpakete verteilt
- Psychologische Betreuung zur Verfügung gestellt
- Aktivitäten für Kinder organisiert, sei es die Überstützung beim Lernen oder gemeinsame Spiele mit den Kindern aus unseren Zentren
- Bei medizinischen und bürokratischen Angelegenheiten unterstützt
- den Host-Familien mit Brennholz, Lebensmitteln und Bargeld unter die Arme gegriffen
- uns mit anderen Hilfsorganisationen vernetzt und neue Kooperationen gestartet
Auch in Österreich gibt es seit März 2022 ein Angebot für ukrainische Geflüchtete:
- Wir bieten Sprachkurse für Erwachsene
- Betreuung ukrainischer Kinder und Hilfe beim Lernen
- Unterstützung bei medizinischen und bürokratischen Angelegenheiten
Worauf wir besonders stolz sind
Wir sind besonders stolz darauf, wie schnell und professionell unsere Teams vor Ort auf den plötzlichen Kriegsausbruch reagiert haben. Denn die Umstellung des gesamten Arbeitsalltags war eine der größten Herausforderungen für CONCORDIA. Besonders freut es uns, dass CONCORDIA innerhalb kurzer Zeit als Anlaufstelle weiterempfohlen wurde und wir dadurch so vielen Menschen helfen konnten.
Eine Hürde war für uns die Sprache. Denn mit Ausnahme von Moldau, wo viele Menschen ukrainisch beherrschen, brauchten unsere KollegInnen Hilfe beim Übersetzen – eine Herausforderung, die nicht immer leicht zu meistern war.
Es freut uns besonders, dass einige UkrainerInnen in ihrer neuen Wahlheimat eine Arbeit gefunden haben und auf die Hilfe von CONCORDIA nicht mehr angewiesen sind.
Angst & Perspektivenlosigkeit
Irina ist eine ehrgeizige junge Frau, die sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Doch mit dem Angriff auf ihre Heimat änderte sich alles. Neben der ständigen Angst die der Krieg mit sich brachte, verlor die 35-Jährige auch noch ihre Arbeit als Nageldesignerin. Die Angst und Perspektivenlosigkeit in der Ukraine drängten die 35-Jährige dazu das Land zu verlassen. Alleine floh sie nach Bulgarien, musste Familie und Freunde im Kriegsgebiet zurücklassen und fand bei CONCORDIA einen Platz.
Trotz der prägenden Erlebnisse in der Ukraine, versucht Irina immer nach vorne zu blicken: „Der Krieg ist grausam, aber ich versuche das Positive in meinem Leben zu sehen, wie die Chancen, die ich in Bulgarien erhalten habe.“ Auch wenn es für sie nicht einfach war, hat sie ihren Traum nie aufgegeben. „Bei CONCORDIA wurde ich mit Wärme und Herzlichkeit empfangen. Die MitarbeiterInnen haben es nicht zugelassen, dass ich aufgebe und zusammenbreche. Im Gegenteil, sie haben mir geholfen mich weiterzuentwickeln und meine Träume zu verwirklichen.“ Heute, ein Jahr nach Kriegsbeginn, ist Irina mit der Hilfe von CONCORDIA wieder zur Ruhe gekommen und kann ihrer Passion in einem Beautysalon im Zentrum von Sofia nachgehen.
Flucht ohne Vater
Sofia floh mit ihrer Mutter und ihren Großeltern im März letzten Jahres von Nicolaev nach Moldau. Traumatisiert und voller Schmerz darüber, dass ihr Vater im Kriegsgebiet bleiben musste, wusste die 4-köpfige Familie nicht wohin. Doch CONCORDIA wusste eine Lösung. Wir brachten die Familie mit Pavel zusammen, einem Englischlehrer aus Tudora, der für die vier Geflüchteten seine Tür öffnete. Überglücklich einen sicheren Zufluchtsort gefunden zu haben, tun sie ihr bestes um im Haus zu helfen. Sie reparieren, bestellen das Land und pflanzen Kartoffeln. Oma Nadejda hat in Moldau Arbeit gefunden, Opa Iwan lernt gerade wie man Wein herstellt. Sie haben sich gut in die Gemeinschaft des Dorfes integriert – helfen beim Müllsortieren und kompostieren.
CONCORDIA spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn wir unterstützen den Lehrer mit allem nötigen für die Versorgung der Familie. Bei uns erhält er Lebensmittel, Hygieneprodukte und Brennholz. Aber nicht nur das – Sofias Mutter erzählt: „Die Unterstützung und das Verständnis der CONCORDIA MitarbeiterInnen sind von unschätzbarem Wert.“ Sofia selbst konnte mit unserer Hilfe am Online-Unterricht teilnehmen und hat schon einige neue FreundInnen im CONCORDIA Zentrum gefunden.
Die aktuelle Lage
Ein Jahr nach Kriegsbeginn ist die Lage in unseren Projektländern größtenteils stabil. Viele Menschen sind weitergezogen, zurückgegangen oder warten nahe der Grenze auf das Ende des Krieges.
Allerdings wächst in Moldau erneut die Unsicherheit. Nach dem Rücktritt der moldauischen Regierung und den wiederholten Berichten über einen möglichen Angriff von Russland sind die Menschen im Land nervös.
Dennoch werden auch in Zukunft Menschen über die Grenze kommen und bei uns Schutz und Unterstützung erhalten, solange bis der Kampf ein Ende hat.
Wir bieten weiterhin Unterkünfte und Unterstützung für ankommende Geflüchtete in Moldau, Rumänien, Bulgarien und Österreich.